
Messdiener / Chor
Die Messdiener
Ab dem 7. Lebensjahr kann der männliche Nachwuchs die Segnung empfangen und darf, gekleidet mit dem weißen Gewand, seinen Platz im Altarraum einnehmen. Ab diesem Zeitpunkt beginnt die Ausbildung in den geistlichen Gesängen und der aramäischen Sprache. Das Lesen und Schreiben der Liturgiesprache erfolgt im Religionsunterricht und dem zusätzlichen Messdienerunterricht.
Hat der Messdiener erfolgreich die Stufe des Mzamrono absolviert, erhält er durch den Bischof die Weihe und darf die Stola anlegen. Je nach Entwicklung können Messdiener im Laufe ihres Lebens verschiedene Ränge einnehmen. Wobei das Erreichen des nächsten Ranges immer mit der Ernennung und Weihung durch den Bischof erfolgt. Geweihter Messdiener ist man sein Leben lang, daher sind im Gottesdienst oft alle Altersgruppen und Ränge anzutreffen. Der Rang des Messdieners leitet sich von der Bindung der Stola ab. Die Farbe der Stola hat keine Bedeutung.

Anschließend werden sie mit dem gesegneten Gewand angekleidet und nehmen ihre Platz im Altarraum ein.

Segnung vor der Aufnahme des Dienstes im Altarraum

Die 5 Ränge der Messdiener

Der Obermessdiener
Der Obermessdiener ist meistens ein geweihter der höheren Ränge. Funktion und Titel stehen dem Dienstältesten zu. Es kommt aber auch vor, dass der Dienstälteste verzichtet und einem Anderen die Funktion und den Titel überträgt. Die gesamte Koordination des Gottesdienstes liegt in seiner Zuständigkeit. Außerdem assistiert er dem Priester und teilt den Messdienern und Messdienerinnen ihre Aufgaben im Gottesdienst zu. Je nach Aufgabenteilung wirkt er bei der Ausbildung der Messdiener mit und entlastet damit den Pfarrer. Er hat die Weisungsbefugnis nach dem Pfarrer und ist eine Respektperson, der man im Gottesdienst folgeleisten muss, unabhängig von Alter und Rang.
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Die Chorleiterin /
Obermessdienerin
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Sie kennt sich in allen Abläufen der Gottesdienste und Spendung der verschieden Sakramente aus. Die Liturgiesprache beherrscht sie in Wort und Schrift. Außerdem kann sie die acht Melodien der syrisch-orthodoxen Liturgie singen. Sie weiß, welche Lieder an den einzelnen Sonntagen und sonstigen Anlässen zum Singen vorgesehen sind und ist in enger Abstimmung mit dem Pfarrer und dem Obermessdiener. Sie ist für das Organisieren und Abhalten der wöchentlichen Chorproben zuständig.
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Die Weihe zu Messdienerin
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Der Eintritt in den Stand der Messdienerin erfolgt durch die Weihe. Vorab feiert die versammelte Gemeinde die Eucharistie. Nach der Messe stellen sich die Anwärterinnen in weißen Gewändern und bedeckten Häupter vor den Stufen des Altars auf. Das Tragen eines Kopftuches in der Kirche ist in allen orthodoxen Kirchen Tradition. Das Bedecken des Hauptes symbolisiert Respekt und Ehrfurcht vor dem Herrn. Einzeln treten die Mädchen oder Frauen der Reihe nach vor dem Bischof. Mit feierlichem Gesang schneidet er vier Haarsträhnen (im Zeichen des Kreuzes) aus dem Haar. Bei dieser Symbolik spricht man von der Befreiung der Sünden, Weihe und dem Opfer an Gott. Wie bei den männlichen Messdienern erhalten auch die weiblichen Messdienerinnen eine Stola. Diese wird über dem Haupt der Geweihten gehalten, mit feierlichem Gesang gesegnet und angelegt.

„Die Weihe ist ein Ritus, durch den eine Person oder Sache in den Dienst Gottes gestellt und mit besonderen Aufgaben zu ihrer Erfüllung betraut wird“

Segnung der Stola
Am 5. März 2017 war dieser besondere Anlass in unserer Maria Mutter Gottes Kirche in Bad Vilbel. Vierzig Mädchen und Frauen werden feierlich in den Stand der geweihten Messdienerin gehoben. In dieser großen Anzahl bis dato einmalig in der Geschichte der syrisch-orthodoxen Kirche in Deutschland. Schon im Vorfeld war die Aufregung bei den Chormitgliedern groß. Das teilweise jahrelange Einstudieren der Messgesänge und das Lernen der aramäischen Sprache hatten sich gelohnt. Die Anwärterinnen legten einzeln erfolgreich die Prüfung ab. Diese bestand aus dem Lesen von biblischen Versen in aramäisch, beantworten von Fragen zu den verschieden biblischen Themen und dem Vorsingen.
Für die letzte Unterweisung fuhr der Chor mit seinem Pfarrer Charbel nach Waldsolms-Kröffelbach in das koptische Kloster Stankt Antonius. Hier verbrachte man einen erlebnisreichen Tag mit Andachten, Besichtigungen, Workshops und Spiele. Die Gastfreundschaft unserer Schwesterkirche war überwältigend. Die mehrere Wochen vorher in Auftrag gegebene Bestellung der Stolen, die im südindischen Kerala genäht und bestickt wurden, war auch rechtzeitig eingetroffen. Nun stand die letzte Anprobe der Gewänder an. Der Stoff wurde von einem Gemeindeehepaar gestiftet. Das Anfertigen übernahm ein Schneider aus der Gemeinde ehrenamtlich.
Dann war es soweit. Am Sonntag trugen die Chormitglieder ihre Gewänder schon zum Gottesdienst. Auf der Empore gestalteten sie die Eucharistiefeier mit. Zum Ende des Gottesdienstes stellten sie sich in Zweierreihe im Gang der Kirche auf. Nachdem Seine Eminenz Mor Philoxenus Mattias Nayis seine Ansprache gehalten hatte, schritten sie einzeln zum Altar und wurde unter Gesang und Jubelrufe geweiht. Ein Mädchen sagte: „Ich hatte ein wunderbares Gefühl, es war so erhebend.“ Im Anschluss des Weihgottesdienstes war die gesamte Gemeinde durch die Neugeweihten zum Frühstück eingeladen. Seine Eminenz überreichte nach dem Frühstück den Frischgeweihten die Ernennungsurkunden. Es war ein sehr schöner und unvergesslicher Tag.
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Abschneiden der Haarsträhne im Zeichen des Kreuzes

Hl. Ephräm der Syrer - Der größte Messdiener der Geschichte
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Der heilige Ephräm ist um das Jahr 303 n. Chr. in Nisibis (Nusaybin/Türkei) geboren. Aufgrund seiner Begabung als Dichter, Hymnenverfasser und Erfahrung als Lehrer, Theologe und Diakon hat er den Gottesdienst mit seiner großen Vielfalt an Melodien, Gebeten und komponierten Gesängen bereichert. Er wuchs an der Seite des Bischofs Jakob von Nisibis heran und bildete sich stetig weiter. Mit ihm gemeinsam gründete er die theologische Schule der Stadt. Er trug Mönchskleidung und wurde zum Diakon geweiht. In Edessa setzte er seine Tätigkeit als Prediger fort. Der heilige Ephräm war fromm, sanftmütig, sozial, ruhig und charakterfest; ausgestattet mit den Vorzügen der Demut, Barmherzigkeit und Reinheit. Er hing an seinen Glauben fest, wie an einer starken Festung, erfüllt von einer treuen Liebe zu seiner Kirche und dem orthodoxen Glauben. Am 9. Juni 373 n. Chr. entschlief er in Edessa und ging in die ewige Herrlichkeit ein. Dort wurde über seine Ruhestätte ein Kloster gebaut, das man „das Untere Kloster“ nannte. Die Syrische-Orthodoxe Kirche feiert seinen Gedenktag am Samstag der ersten Woche des 40-tägigen Fastens vor Ostern. Der heilige Ephräm hat den Mädchen- und Frauenchor in die Kirche eingeführt. Der heilige Johannes Chrysostomus (+407 n.Chr.) schrieb über ihn:


„Ephräm, Harfe des Heiligen Geistes, Hort der Tugenden,Tröster der Betrübten, Wegweiser der Jugend, Zurechtweiser der Irrenden, für die Irrlehrer ein zweischneidiges Schwert.“
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